37 Jahre Krankenschwester oder der Versuch das Scheitern einzugestehen



Seit zwei Tagen habe ich einen Rentenbescheid. Volle Erwerbsminderung. Befristet und rückwirkend seit Oktober 2018. Und tatsächlich fällt viel Anspannung von mir ab, soviel, dass ich sobald ich über meine Berufs-und Arbeitsunfähigkeit nachdenke anfange zu heulen.

Und ich stelle mir immer wieder die Frage: Bin ich gescheitert ? Ist mein Lebensplan gescheitert ?

37 Jahre Krankenschwester, 37 Jahre ein Teil meines Lebens, ein Teil meiner Persönlichkeit, meines Denkens, Fühlens, Reagierens, Handelns. Zeit, die mich geformt hat innen und außen. 10 Jahre nur nachts gearbeitet, alleinerziehend, viele Sorgen, Wochenenden, Feiertage…….Das ist so.

Ich habe mich eingelassen auf die Menschen, die ich im Krankenhaus auf den verschiedenen Stationen gepflegt und versorgt habe, die Schüler die Kollegen. Ich hab den Stress lange nicht gespürt. Hatte hohe Ansprüche an mich und meine Arbeit und das fand und finde ich immer noch richtig. Ohne diese ist der Zustand im Umgang mit Menschen für mich nicht möglich.

Bin ich gescheitert am Beruf, an mir, an der Zeit , der Gesellschaft ??

Oder ist der Grund der, daß ich nur ganz vorübergehend Krankenschwester sein wollte und dann noch was ganz anderes machen wollte….irgendwasmitkunst

Keine Ahnung. Krankenschwestersein kriegt man aus sich nicht raus und das möchte ich auch nicht. Diese Nah am Leben und Sterben sein ist ein guter Weg zur Persönlichkeitsentwicklung. Ich hab viele Therapiestunden gebraucht, um mich nicht mehr als Krankenschwester zu fühlen und zu agieren. Und auch begriffen, dass andere Menschen ohne meine Ratschläge auch überleben. Ich habe die Zeit seit dem 2 Burn out 2017 gefüllt mit endlich Zeit für Kreativität, das war gut.

Angesichts der eingeschränkten Belastbarkeit, physisch, psychisch und kognitiv möchte ich oft resignieren. Ich finde keine Struktur mehr, keine Fäden, vieles ist Chaos, repariere ich eine gesundheitliche Baustelle, dann buddele ich damit ein neues Loch.

Bin ich gescheitert an meinem Lebensplan: Nein, zunächst weil ich gar keinen hatte. Weil ich das gefunden hab, was sich in meinen weg gestellt hat. und Nein, weil ich nachdem ich mit Heulen fertig bin auch resümiere, daß im Leben alles seine Zeit und seinen Platz hat.

Ganz sicher würde ich es wieder so machen, oder anders, wie es eben kommt und wenn ich das vermeintliche Scheitern erlaube, kann ich nach vorn schauen auf das , was vor mir auf meinem Lebensweg liegt.

Ein Gedanke zu „37 Jahre Krankenschwester oder der Versuch das Scheitern einzugestehen

  1. Heulen ist wichtig, hilft beim Verarbeiten! Besonders gefällt mir der Schluss mit dem Ausblick! Und natürlich das tolle Foto! Und 37 Jahre, muss man/Frau erstmal schaffen!!! 😉 Gert(i)

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